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Vor Antritt der Reise sollten Sie einige grundlegende Konzepte des
Linux-Dateisystems verstehen.
Wahrscheinlich kennen Sie von MS-DOS
Festplattenpartitionen als ,,Laufwerke`` C:\> oder
D:\>. Hier müssen Sie als Benutzer das ,,richtige``
Laufwerk wählen, wenn Sie ein bestimmtes Verzeichnis oder eine
bestimmte Datei erreichen wollen.
Wenn Sie die Linux-Distribution selbst installiert haben,
werden Sie gesehen haben, daß auch Linux mehrere
Festplattenpartitionen benutzen kann. Bei einem fertig installierten
Linux-System brauchen Sie sich aber um solche
Hardwareangelegenheiten nicht mehr zu kümmern: Es ist eines der
wichtigsten Konzepte des Linux-Dateisystems, die
hardwareabhängigen Aspekte Ihres Arbeitssystems vollständig zu
verbergen.
Auf der Benutzerebene bewegen Sie sich in einem einzigen,
hierarchischen Dateisystem, in das alle Datenträger integriert sind.
Es ist wie ein Baum aufgebaut, dessen Äste und Zweige die
Verzeichnisse und dessen Blätter die Dateien sind. Eine bestimmte
Festplattenpartition - die
Rootpartition - wird automatisch
vom Kernel als ,,Wurzel`` des Dateisystems
(``Rootfilesystem'') aktiviert; andere
Partitionen werden bei der Systeminitialisierung auf bestimmte
Verzeichnisse in dieser Rootpartition aufgesetzt. Für Sie als Benutzer
sind die ,,Nahtstellen`` zwischen den Partitionen nur durch spezielle
Hilfsprogramme sichtbar, aber für Ihre Arbeit mit dem System sind sie
ohne Bedeutung.
Die Funktion von Verzeichnissen oder Directories wird Ihnen
wahrscheinlich bekannt sein: Sie können sie sich als eine Art Behälter
vorstellen, in denen Dateien und/oder weitere Verzeichnisse enthalten
sein können.
Dateien (Files) sind auf den ersten Blick Texte, Programme
oder sonstige Daten, die in ihrer maschinenlesbaren Form als ,,Strom``
von Bytes in Blöcken auf einem Massenspeicher (Festplatte oder
Diskette) festgehalten und von dort wieder gelesen werden können.
Dateien werden bei der Erzeugung mit einem Namen in ein Verzeichnis
eingetragen und können danach unter diesem Namen angesprochen werden.
Darin unterscheidet sich das Linux-Dateisystem noch nicht
von dem anderer Betriebssysteme. Erst bei näherer Betrachtung ändert
sich das Bild: bei Linux können oder müssen grob sechs Arten von
Dateien unterschieden werden.
- Normale Dateien
- (regular files) entsprechen dem oben
dargestellten Bild. Sie können ebensogut lesbare Gedichte wie
ausführbare Maschinenprogramme enthalten. Sie belegen normale
Datenblöcke auf der Festplatte.
- Verzeichnisse
- (directories) sind, genauer betrachtet,
Dateien, in denen auf eine spezielle Art weitere Dateien
,,enthalten`` sind. Auch sie belegen Datenblöcke auf der Festplatte.
Der Aufbau dieser Spezialdateien wird im Kapitel über die
Dateisysteme
erläutert.
- Gerätedateien
- sind Bindeglieder zwischen den
Hardwarekomponenten und Geräten (devices) am Rechner bzw.
den Gerätetreibern im Kernel auf der einen Seite und der Software im
Laufzeitsystem, also den Anwenderprogrammen, auf der anderen. Alle
Benutzerprozesse, die auf ein angeschlossenes Gerät oder eine
Hardwarekomponente zugreifen wollen, müssen das über eine solche
Gerätedatei tun.
- Sockets
- Sockets sind Spezialdateien aus dem Bereich der
TCP/IP-Vernetzung, mit denen der Datenaustausch
zwischen zwei lokal laufenden Prozessen über das Dateisystem
realisiert werden kann.
- FIFOs
- (named pipes) stellen eine zweite, einfachere
Methode des Datentransports zwischen zwei Prozessen über das
Dateisystem dar. Wie die Pipelines in der Shell können die FIFOs
Daten nur in einer Richtung transportieren.
- Links
- sind zusätzliche Namen (Verzeichniseinträge) für
existierende Dateien. Es werden symbolische Links und Hardlinks
unterschieden. Während Hardlinks vollkommen gleichwertige
Verzeichniseinträge für eine existierende Datei sind, bestehen
symbolische Links aus einer Spezialdatei, deren Inhalt ein Zeiger
auf eine andere Datei ist.
Der File-System-Standard ist das Projekt
einer Gruppe von
Linux-Systemadministratoren,
-Entwicklern und -Benutzern, die ihre
Erfahrungen und Vorstellungen ausführlich im Internet ausgetauscht und
diskutiert haben. Das Ergebnis ist von Daniel Quinlan
(quinlan@bucknell.edu) im
File-System-Standard zusammengefaßt
worden, dessen Version 1.2 im März 1995 fertiggestellt
wurde.
Die Arbeit an der Standardisierung des Dateisystems geht weiter: zur Zeit
werden Empfehlungen für ein gemeinsames Layout der Verzeichnisstruktur von BSD
und Linux erarbeitet. Der aktuelle Entwurf ist unter dem Namen
Filesystem Hierarchy Standard -- Draft 7 ebenfalls per FTP im
Internet zu finden.
Mehrere zentrale Prinzipien ziehen sich durch den Standard:
An dieser Stelle beginnt die eigentliche Reise durch das Dateisystem.
Auch wenn Ihnen an vielen Stellen ein Blick hinter die Kulissen
gewährt wird, sehen Sie auf der Oberfläche ein leicht idealisiertes
Dateisystem. Damit wird Ihnen nichts Wichtiges vorenthalten, sondern
im Gegenteil Ihr Blick auf das Wesentliche gerichtet.
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Das Linux Anwenderhandbuch
(C) 1997
LunetIX